Monografien und Sammelbände

„Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis“ (Katalog zum Gedenkort an der Außenmauer). Chemnitz: Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis e.V. 2017.

Zur Eröffnung des Gedenkorts an der Außenmauer des ehemaligen Kaßberg-Gefängnisses im April 2017 hat der Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis e.V. eine Publikation zur Geschichte des einstigen Haftorts herausgebracht. Sie beschreibt die Entwicklung von der einstigen „Königlich-Sächsischen Gefangenenanstalt“ zur größten Untersuchungshaftanstalt des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit Ende der 1980er-Jahre. Auch die Zeit des Nationalsozialismus wird beleuchtet. Zudem gibt sie Einblicke in Biografien ehemaliger politisch Inhaftierter. Anhand historischer Fotos, Statistiken und Dokumente werden die wichtigsten Informationen zum deutsch-deutschen Häftlingsfreikauf vermittelt.

Aris, Nancy (Hrsg.) 2017: Das lässt einen nicht mehr los. Opfer politischer Gewalt erinnern sich, Leipzig.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sächsischen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur interviewten über Jahre hinweg Menschen, die Opfer politischer Gewalt wurden. Sie litten in Sowjetischen Speziallagern, wurden aus der Heimat vertrieben und kamen wegen politischer Vorwürfe in Haft. Dr. Nancy Aris porträtiert in dem Werk 32 Menschen, die in der Nachkriegszeit bzw. in der jungen DDR politisch verfolgt wurden. So berichtet Annemarie Krause von der Zeit im Kaßberg-Gefängnis Ende der 1940er Jahre.

Wölbern, Jan Philipp: Der Häftlingsfreikauf aus der DDR 1962/63-1989. Zwischen Menschenhandel und humanitären Aktionen, Göttingen 2014.

Von 1963 bis 1989 kaufte die Bundesregierung über 33.000 politische Häftlinge aus DDR-Gefängnissen frei, im Gegenzug erhielt das SED-Regime Waren im Wert von rund drei Milliarden D-Mark. Jan Philipp Wölbern legt die erste quellenfundierte Gesamtdarstellung zur Geschichte des Häftlingsfreikaufes vor. Im Kontext der deutsch-deutschen Beziehungen untersucht die Studie Entstehungsgeschichte, Entwicklung und Folgewirkungen.

Lieberwirth, Christian 2014: Das Kaßberg-Gefängnis in Chemnitz – Gestapo-Terror vor bürgerlichen Fassaden, in: Hermann, Konstantin (Hrsg.): Führerschule, Thingplatz, ,,Judenhaus“. Topografien der NS-Herrschaft in Sachsen, Dresden, S.  236-241.

Der für den Verein ehrenamtlich tätige Historiker Christian Lieberwirth (M.A.) beschäftigt sich mit dem Chemnitzer Kaßberg-Gefängnis als ein für die Stadt und für die Region zentraler Tatort nationalsozialistischer Verfolgung. Insgesamt setzen sich in dem Sammelband etwa 50 Autor*innen in über 75 Beiträgen mit sächsischen Orten und deren Geschichte während des Nationalsozialismus auseinander.

Aris,Nancy/Clemens Heitmann (Hrsg.) 2013: Via Knast in den Westen. Das Kaßberg-Gefängnis und seine Geschichte, 4. Aufl., Leipzig.

Der Sammelband vereint eine Vielzahl an Aufsätzen zur Geschichte des Kaßberg-Gefängnisses, zum deutsch-deutschen Häftlingsfreikauf und er stellt Biografien von Zeitzeugen vor. Zudem gibt es in „Via Knast in den Westen“ einen Ausblick zur künftigen Nutzung der einstigen Haftstätte.

Jenkins,Helmut 2012: Der Freikauf von DDR-Häftlingen. Der deutsch-deutsche Menschenhandel, Berlin.

Der Autor begibt sich auf die Spuren zu den Anfängen des deutsch-deutschen Häftlingsfreikaufes. Dabei geht er vor allem auf die Bedeutung von Vertrauen ein, was sich beide deutsche Teilstaaten entgegen brachten bzw. entgegen bringen mussten.

Elke-Ursel Hammer (Bearb.) 2012: „Besondere Bemühungen“ der Bundesregierung 1962 bis 1969. Häftlingsfreikauf, Familienzusammenführung, Agentenaustausch , München.

Dr. Jan Philipp Wölbern bemerkt in seiner Rezension: „Die Bearbeiterin hat bisher unveröffentlichte, teils gesperrte Dokumente aus staatlichen, kirchlichen und Parteiarchiven in West und Ost aus der Frühphase der ʾBesonderen Bemühungenʿ von 1963 bis 1969 aufgenommen, ein Folgeband soll die Jahre 1970 bis 1989 abdecken. Dadurch ist es erstmals möglich, für die 1960er Jahre ein quellenfundiertes Bild der Verhandlungen und Abmachungen zu zeichnen.“

(Quelle:http://www.sehepunkte.de/2013/11/22315.html)

Diekmann, Kai (Hrsg.) 2012: Freigekauft. Der DDR-Menschenhandel, München.

In dem Bild-Textband werden die Schicksale von freigekauften ehemaligen politischen Häftlingen erzählt. Zudem sind zeitgeschichtliche Dokumente und Fotografien abgebildet.

Lindheim, Thomas von 2011: Bezahlte Freiheit. Der Häftlingsfreikauf zwischen beiden deutschen Staaten, Baden-Baden.

Das Buch befasst sich im Rahmen des Häftlingsfreikaufes mit den Verfahrensabläufen auf westlicher und östlicher Seite. In „Bezahlte Freiheit“ nimmt die Entscheidungsfunktion des Ministeriums für Staatssicherheit eine herausgehobene Stellung ein.

Aufsätze

Booß, Christian 2011: Sündenfall der organisierten Rechtsanwaltschaft. Die DDR-Anwälte und die Ausreiseantragsteller, in: Deutschland Archiv 11 u. 12.

Beim Thema „Ausreise“ versuchte das Ministerium für Staatssicherheit in erheblichem Maße Einfluss auf Rechtsanwälte zu nehmen, die DDR-Bürger in Ausreisefragen berieten.

(http://www.bpb.de/themen/F0LWKO,1,0,S%FCndenfall_der_organisierten_Rechtsanwaltschaft.html)

Kühn, Detlef 2011: Häftlingsfreikauf, in: Deutschland Archiv 9.

Die Freilassung politischer Häftlinge in der DDR gegen materielle Leistungen aus dem Westen stößt weiterhin auf großes Interesse der zeitgeschichtlich interessierten Öffentlichkeit. Der Autor berichtet über die Anfänge und über die Motive des Häftlingsfreikaufes durch die Bundesregierung.

(http://www.bpb.de/themen/RX8BCU,0,0,H%E4ftlingsfreikauf.html)

Engert, Jürgen/Ludwig A. Rehlinger 2011: Freikauf. Das Geschäft der DDR mit politisch Verfolgten, in: Deutschland Archiv 7.

Der Journalist Jürgen Engert interviewte im September 2011 den früheren Staatssekretär Ludwig A. Rehlinger über die Entstehung und über die Durchführung des Freikaufes politischer Gefangener aus der DDR.

(http://www.bpb.de/themen/XLVXYS,0,Freikauf.html)

Publikationen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen

Keil, Gerd 2017: Reise durch mich. Missbrauch, Verrat, Stasihaft, Freikauf und das Leben danach, Norderstedt.

Im Jahr 1986 wurde Gerd Keil an das Ministerium für Staatssicherheit verraten. Er wollte die DDR auf „illegalem“ Wege verlassen. Nach Haftstationen in Berlin-Hohenschönhausen und im Zuchthaus Cottbus gelangte er im Frühjahr 1989 für wenige Wochen in das Kaßberg-Gefängnis. Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland kaufte ihn im April 1989 von der Karl-Marx-Städter Haftanstalt aus frei. Sein Weg führte ihn über das Notaufnahmelager Gießen bis nach Hamburg. Heute lesen Gerd Keil und seine Lebensgefährtin Manuela Keilholz gemeinsam aus ihren Autobiografien. Im Juni 2018 folgten sie der Einladung unseres Vereins nach Chemnitz.

Weise, Petra 2016: Ein halbes Leben, Norderstedt.

Im Jahr 1981 kaufte die Regierung der Bundesrepublik Deutschland Petra Weise über das Kaßberg-Gefängnis frei. Die gebürtige Freibergerin unternahm im Jahr 1980 mit ihrer Familie einen Fluchtversuch, der jedoch scheiterte. Sie ist vier Monate in der Stasi-Untersuchungshaftanstalt Berlin-Pankow und acht Monate im Frauenzuchthaus Hoheneck (Stollberg) inhaftiert. Mit etwa 27 Jahren erfolgt die Verlegung in die Karl-Marx-Städter Haftanstalt. Gemeinsam erreicht sie mit ihrem Ehemann kurze Zeit später im „Wunderbus“ das Notaufnahmelager Gießen. Heute lebt Petra Weise wieder in Chemnitz. Im Juni 2019 luden wir zur Lesung mit ihr ein.

Beier, Jörg u.a. 2015: Aber die Gedanken sind frei. Briefe durch die Gitter, Schwarzenberg.

Mit 22 Jahren wurde Jörg Beier am 24. Juli 1969 verhaftet. Die Anklage lautete „staatsfeindliche Hetze“. Er hatte Postkarten und Briefe über Freiheit und Demokratie verfasst sowie sich öffentlich zur Freiheit der Kunst bekannt. Er erhielt ein Jahr und sechs Monate Haft. Den Großteil der Strafe musste er im Kaßberg-Gefängnis und im Zuchthaus Cottbus verbringen. Heute arbeitet Jörg Beier als Künstler und Gastronom in Schwarzenberg.

Rachowski, Utz 2011: Beide Sommer. Zwei Erzählungen und drei Essays, Leipzig.

Im Jahr 1979 wurde Utz Rachowski verhaftet und in die Untersuchungshaftanstalt auf den Kaßberg gebracht. Wegen „staatsfeindlicher Hetze“ – fünf Gedichte und die Verbreitung verbotener Literatur – erhielt er eine 27-monatige Haftstrafe. Nach der Verurteilung wurde er im Zuchthaus Cottbus inhaftiert. Dank Unterstützung von Amnesty International kaufte die Regierung der Bundesrepublik Deutschland ihn nach 14 Monaten über das Kaßberg-Gefängnis frei. Heute lebt er als Autor und Schriftsteller in Berlin und im Vogtland. Für sein literarisches Wirken erhielt er zahlreiche Auszeichnungen.

Dellmuth, Rainer 1999: Ausflüge im „Grotewohl-Express“. Operativ-Vorgang „Lehrling“: eine Jugend wird zerstört, Berlin 1999.

Bereits mit 17 Jahren stand Rainer Dellmuth im Visier der Geheimpolizei, die während seiner Lehrzeit den Operativen Vorgang „Lehrling“ anlegte, um den angehenden Buchdrucker zu überwachen. Mit 18 Jahren erfolgte die Verhaftung von Rainer Dellmuth wegen „versuchter Republikflucht“ und „staatsgefährdender Hetze“. Er wird zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Nach der Entlassung und der Beendigung seiner Lehre möchte er das Abitur nachholen. Doch 1971 wird er wegen „versuchten ungesetzlichen Grenzübertritts in einem besonders schwerem Fall“ verhaftet. Er durchläuft Haftstationen in Berlin, Gera und Cottbus. Im November 1972 wird er von Bundesregierung über das Kaßberg-Gefängnis freigekauft.

Kempe, Gerhard 2020: Mein Weg aus dem Schatten der Mauer, o.O.

Wegen „staatsfeindlicher Hetze“, „Landfriedensbruch“ und „Staatsverbrechen, die gegen ein anderes sozialistisches Land gerichtet sind“ erhielt Gerhard Kempe im September 1973 eine Freiheitsstrafe von drei Jahren. Vor seiner Verurteilung befand er sich in der Untersuchungshaftanstalt des MfS auf dem Kaßberg. Dass er das Gefängnis im Februar 1976 nach mehreren Haftstationen und mit nun 26 Jahren erneut betreten würde, davon ahnte er am Tag der Urteilsverkündung nichts. Heute lebt er in Niedersachsen und engagiert sich von dort aus für die Gedenkstätte in einem Teil des ehem. Kaßberg-Gefängnisses.

Mrázek, Falk 2020: Erwachsenwerden hinter Gittern. Als Teenager im DDR-Knast, Leipzig.

In den 1970er Jahren stellte Familie Mrázek aus Bischofswerda einen Ausreiseantrag. Trotz sehr guter Leistungen blieb dem ältesten Sohn Falk das Abitur verwehrt und die Schikanen in der Schule nahmen zu. Er hält die Widersprüchlichkeiten im DDR-Alltag und die Phrasen in Staatsbürgerkunde kaum mehr aus. Falk Mrázek fasste einen schwerwiegenden Entschluss: Da er vom deutsch-deutschen Häftlingsfreikauf wusste, lieferte er sich den staatlichen Organen freiwillig aus. Im September 1978 machte er sich auf den Weg zum Brandenburger Tor, wo er demonstrativ in den Grenzbereich eintrat. Nach der Verurteilung zu 14 Monaten Freiheitsstrafe, verschiedenen Haftstationen und Schwerstarbeit im Strafvollzug Bitterfeld kam Falk Mrázek im Sommer 1979 als 18-Jähriger in das Kaßberg-Gefängnis. Heute lebt er in den alten Bundesländern und arbeitet als Journalist. Als Zeitzeuge unterstützt er den Verein und dessen Vorhaben der Gedenkstätte. Seine Autobiografie ist Teil der Buchreihe des Sächsischen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Schlegel, Elke: „5 Monate und 24 Tage. Frauenzuchthaus Hoheneck – eine Extremerfahrung“. Lahnstein: Imprimatur Verlag 2021. 228 Seiten, 17 Euro. ISBN 978-3947874071.

Elke Schlegel, geboren und aufgewachsen in Jena, und ihr späterer Ehemann stellten 1983 Ausreiseanträge aus der DDR, nahmen an Demonstrationen des „Weißen Kreises“ teil und suchten Hilfe bei Verwandten im Westen. Nachdem ihnen bedeutet worden war, die Bewilligung ihrer Anträge stünde kurz bevor, kamen beide jedoch in Haft, das gemeinsame Kind zur Großmutter. Nach drei Monaten im Stasi-Untersuchungsgefängnis in Gera wurde Elke Schlegel wegen „ungesetzlicher Verbindungsaufnahme“ zu einem Jahr und sechs Monaten Freiheitsentzug verurteilt und in das berüchtigte Frauengefängnis Hoheneck gebracht. Ihr Buch schildert Schikanen und Misshandlungen, Zwangsarbeit und die Unmöglichkeit, mit dem eigenen Kind Kontakt aufnehmen zu können. Im September 1984 wurde Elke Schlegel, im Oktober ihr Mann über das Kaßberg-Gefängnis in die Bundesrepublik entlassen. Ihr Kind konnten die beiden ein Jahr später nachholen. Das Buchkapitel über das Kaßberg-Gefängnis dokumentieren wir im Zeitzeugenbereich unserer Website. Bitte klicken Sie hier.

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